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CHMP Meeting Highlights Februar 2023

Im Monat Februar 2023 haben Arzneimittel für die folgenden Anwendungsgebiete eine Zulassungsempfehlung erhalten:

  • Akute myeloische Leukämie
  • Anämie in Verbindung mit chronischen Nierenerkrankungen
  • Angiofibrom im Gesicht in Verbindung mit tuberöser Sklerose komplex
  • Cholangiokarzinom
  • Morbus Fabry
  • Nichtsegmentale Vitiligo
  • Prostatakrebs

Neue Medikamente zur Zulassung empfohlen

Akeega (Niraparib/Abirateronacetat) ist zusammen mit Prednison oder Prednisolon für die Behandlung erwachsener Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs (mCRPC) und BRCA1/2-Genmutationen (in der Keimbahn und/oder somatisch) indiziert, bei denen eine Chemotherapie nicht klinisch indiziert ist.
Prostatakrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern, und obwohl die Gesamtüberlebensrate für Patienten mit lokalisiertem Krebs sehr hoch ist, sinkt die Lebenserwartung für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung drastisch. Abirateronacetat ist ein Vorläufer von Abirateron, einem Antiandrogen, das die Testosteronsynthese durch Hemmung von CYP17 verringert.
Niraparib ist ein Inhibitor der Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP). PARPs sind an vielen zellulären Prozessen beteiligt, darunter DNA-Reparatur und -Stabilität sowie Apoptose. Niraparib blockiert DNA-assoziierte PARPs und hemmt dadurch die DNA-Reparatur und fördert die Bildung von Doppelstrangbrüchen in sich replizierenden Zellen. Während diese in normalen Zellen durch homologe Rekombination repariert werden können, führt das Fehlen von funktionsfähigem BRCA1/2 zur Aktivierung von fehleranfälligen Reparaturwegen, was letztlich zur Instabilität des Genoms und zum Zelltod führt.

Elfabrio (Pegunigalsidase alfa) ist für eine langfristige Enzymersatztherapie bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit einer bestätigten Diagnose von Morbus Fabry (Mangel an Alpha-Galaktosidase) angezeigt. Die Fabry-Krankheit ist eine seltene X-chromosomale Erbkrankheit, die durch Mutationen im alpha-Galaktosidase-A-Gen (GLA) verursacht wird und zu einer verminderten Aktivität des GLA-Enzyms führt. GLA ist an vielen Abbauprozessen beteiligt, unter anderem an der Verarbeitung von Glykoproteinen und Glykolipiden. Eine verminderte Aktivität des Enzyms führt zu einer Anhäufung von Glykosphingolipiden (hauptsächlich Globotriaosylceramid, oder Gb3) in Lysosomen in verschiedenen Geweben, was zu Schwellungen und Endothelproliferationen führt. Zu den klinischen Manifestationen der Fabry-Krankheit gehören starke Schmerzen in den Gliedmaßen, Hautveränderungen, Augentrübungen und eine Verschlechterung der Nieren- und Herzfunktion. Elfabrio ist ein rekombinantes humanes GLA, das als Enzymersatztherapie vorgesehen ist.

Hyftor (Sirolimus) ist für die Behandlung von Angiofibromen im Gesicht in Verbindung mit tuberöser Sklerose (TSC) bei Erwachsenen und pädiatrischen Patientinnen und Patienten im Alter von 6 Jahren und älter angezeigt. TSC ist eine seltene autosomal-dominante Erkrankung, die durch Funktionsverlust-Mutationen in den Genen TSC1 oder TSC2 verursacht wird, welche die Proteine Hamartin bzw. Tuberin kodieren. Die Krankheit ist durch das Auftreten von nicht krebsartigen Tumoren, den Hamartomen, gekennzeichnet, die in vielen lebenswichtigen Organen wie Gehirn, Nieren, Herz und Haut auftreten. Diese unkontrollierte Zellproliferation ist das Ergebnis einer Hyperaktivierung des Mammalian Target of Rapamycin (mTOR), das normalerweise durch Hamartin und Tuberin unterdrückt wird. Angiofibrome sind eine Form der Hautmanifestation von TSC und treten bei der großen Mehrheit der Patientinnen und Patienten auf.
Hyftor ist ein mTOR-Hemmer und enthält denselben Wirkstoff wie Rapamune, das seit dem 13. März 2001 in der EU zugelassen ist. Rapamune ist in der EU für die Prophylaxe der Abstoßung von Nierentransplantaten und für die Behandlung der sporadischen Lymphangioleiomyomatose zugelassen. Obwohl beide den gleichen Wirkstoff (Sirolimus oder Rapamycin) enthalten, ist Hyftor als Gel zur lokalen Verabreichung erhältlich, während Rapamune als orale Lösung verfügbar ist.

Opzelura (Ruxolitinib) ist für die Behandlung von nichtsegmentaler Vitiligo mit Gesichtsbeteiligung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren angezeigt. Bei der nichtsegmentalen oder generalisierten Vitiligo handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die sich als erworbene und fortschreitende depigmentierte Flecken auf der Haut, den Schleimhäuten und den Haaren manifestiert und durch einen selektiven Verlust von Melanozyten verursacht wird. Obwohl die Ätiologie nicht bekannt ist, ist es wahrscheinlich, dass Stress, genetische, metabolische und Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entstehung von Vitiligo spielen. Darüber hinaus wird eine Interferon-Gamma-vermittelte Immunreaktion über die Aktivierung des Janus-Kinase/Signal Transducer and Activator of Transcription (JAK/STAT)-Signalwegs mit der Entstehung von Vitiligo in Verbindung gebracht.
Opzelura ist ein niedermolekularer JAK-Inhibitor, der für die topische Verabreichung vorgesehen ist und die erste zugelassene Behandlung für diese Erkrankung darstellt. Ruxolitinib ist auch der Wirkstoff des Arzneimittels Jakavi, das seit August 2012 in der EU zugelassen ist und für die Behandlung von Myelofibrose, Polycythaemia vera und Graft-versus-Host-Reaktion bestimmt ist.

Tibsovo (Ivosidenib) in Kombination mit Azacitidin ist für die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit neu diagnostizierter akuter myeloischer Leukämie (AML) mit einer Isocitratdehydrogenase-1 (IDH-1) R132-Mutation indiziert, die für eine Standard-Induktionschemotherapie nicht in Frage kommen.
Darüber hinaus erhielt Tibsovo (Ivosidenib) in diesem Monat ein positives Gutachten für eine zweite Indikation zur Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom (CCA) mit einer IDH-1-R132-Mutation, die zuvor mit mindestens einer systemischen Therapie behandelt wurden.
AML ist eine Krebserkrankung der weißen Blutkörperchen, die durch eine Überproduktion unreifer myeloischer Zellen gekennzeichnet ist, und IDH-Mutationen können bei bis zu 30 % der AML-Patientinnen und Patienten gefunden werden.
CCA ist ein Gallengangskrebs mit hoher genomischer Diversität. Jüngste Next-Generation-Sequenzanalysen haben gezeigt, dass viele Mutationen, die typischerweise bei anderen Krebsarten gefunden werden, auch bei CCA vorhanden sind, einschließlich Mutationen in IDH. Tatsächlich wurden bei etwa 15 bis 20 % der intrahepatischen CCA Mutationen in IDH gefunden.
IDH-1 ist ein Enzym des C, das für die oxidative Decarboxylierung von Isocitrat zu α-Ketoglutarat verantwortlich ist. Mutationen in IDH führen zur Anhäufung von 2-Hydroxyglutarat (2-HG), das zahlreiche α-Ketoglutarat-abhängige Prozesse wie die Histon- und DNA-Methylierung beeinträchtigt und so die maligne Transformation fördert. Tibsovo ist ein first-in-class niedermolekulare Inhibitor von IDH-1, der seine Wirkung über die Senkung der 2-HG-Konzentration entfaltet.

Vafseo (Vadadustat) ist für die Behandlung von symptomatischer Anämie im Zusammenhang mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) bei Erwachsenen mit chronischer Erhaltungsdialyse angezeigt. Mehrere Faktoren können zur Entwicklung einer Anämie bei Patientinnen und Patienten mit CKD beitragen, darunter eine unzureichende Produktion von Erythropoetin, eine gestörte Eisenresorption, eine kürzere Lebensdauer der roten Blutkörperchen oder ein mit der Hämodialyse verbundener Blutverlust. Vafseo hemmt die Prolylhydroxylase des Hypoxie-induzierbaren Faktors (HIF) und stabilisiert dadurch die HIFs, die die Expression von Erythropoetin induzieren.

Empfehlungen zur Erweiterung der therapeutischen Indikation

Esbriet (Pirfenidon): Erweiterung der Indikation auf die Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) bei Erwachsenen. Zuvor war Esbriet nur für die Behandlung von leichter bis mittelschwerer IPF zugelassen.

Libtayo (Cemiplimab). Informationen zu diesem Produkt finden Sie auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts.

Rinvoq (Upadacitinib): Erweiterung der Indikation auf die Behandlung erwachsener Patientinnen und Patienten mit mäßig bis schwer aktivem Morbus Crohn, die unzureichend auf eine konventionelle Therapie oder ein Biopharmazeutikum angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder ihn nicht vertragen. Rinvoq war bereits für die Behandlung von rheumatoider und psoriatischer Arthritis, axialer Spondyloarthritis, atopischer Dermatitis und Colitis ulcerosa zugelassen.

TachoSil (humanes Fibrinogen / humanes Thrombin). Informationen zu diesem Produkt finden Sie auf der Website des Paul-Ehrlich-Instituts.

Neu veröffentlichte EPARs

Der EPAR (Europäischer öffentlicher Bewertungsbericht) ist das Hauptdokument, in dem die EMA detaillierte Informationen über die vom CHMP bewerteten Arzneimittel veröffentlicht. Nachstehend finden Sie eine Liste der EPARs für kürzlich zugelassene Produkte, die auf der EMA-Homepage veröffentlicht wurden:

Hemgenix (Etranacogene Dezaparvovec) ist indiziert zur Behandlung von schwerer und mittelschwerer Hämophilie B (angeborener Faktor-IX-Mangel) bei erwachsenen Patienten ohne Faktor-IX-Inhibitoren in ihrer Vorgeschichte. EPAR Hemgenix.

Spevigo (Spesolimab) wird angewendet zur Behandlung von Schüben bei erwachsenen Patienten mit generalisierter pustulöser Psoriasis als Monotherapie. EPAR Spevigo.

Kürzlich gestartete Verfahren

Jeden Monat werden bei der EMA neue Arzneimittel zur Zulassung eingereicht, die Patientinnen und Patienten neue Therapiemöglichkeiten für verschiedene Erkrankungen eröffnen sollen. Der CHMP führt eine wissenschaftliche Bewertung der Anträge durch und gibt eine Empfehlung ab. Der CHMP hat mit der Beurteilung der folgenden eingereichten Anträge begonnen:

Erste Zulassungsanträge:

  • Cabotegravir - Präexpositionsprophylaxe der HIV-1-Infektion.
  • Epcoritamab - Orphan - Behandlung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom.
  • Epinephrin - Behandlung von allergischen Reaktionen (Anaphylaxie) und idiopathischer oder trainingsinduzierter Anaphylaxie.
  • Lebrikizumab - Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen.
  • Leniolisib - Orphan - Behandlung des aktivierten Phosphoinositid-3-Kinase-Delta-Syndroms.
  • Vamorolon - Orphan - Behandlung der Duchenne-Muskeldystrophie.

Andere Themen von Interesse


Update zu den folgenden zugelassenen Arzneimitteln zur Vorbeugung von COVID-19:


Der CHMP hat empfohlen, den COVID-19-Impfstoff Valneva (inaktiviert, adjuvantiert) als Auffrischungsdosis für Erwachsene im Alter von 18 bis 50 Jahren zuzulassen.

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