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Kapitel, Gruppen und (Sub-)Kategorien der ICD-10 wurden im Rahmen der Revision überprüft und entsprechend den aktuellen medizinischen Erkenntnissen für die ICD-11 MMS ergänzt bzw. teilweise neu festgelegt.

Kapitel

Ein erster Blick auf die linke Seite der Browser, also auf die Hierarchie von ICD-10 und ICD-11, Ansicht "Linearization", zeigt zunächst keine wesentlichen Unterschiede, außer dass die ICD-11 jetzt 6 Kapitel mehr hat als die ICD-10: 28 vs. 22 und diese mit arabischen statt mit römischen Ziffern bezeichnet werden.

Drei neue Kapitel ergeben sich durch Teilung von alten Kapiteln und Ergänzungen, drei sind völlig neu:

  1. Die Störungen des Immunsystems werden aus dem alten Kap. III der ICD-10 (Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems) herausgezogen, ergänzt und in einem neuen Kap. 04 Diseases of the immune system zusammengefasst.
  2. Schlafstörungen werden aus dem alten Kap. V (Psychische und Verhaltensstörungen) herausgenommen, ergänzt und in einem neuen Kap. 07 Sleep-wake disorders zusammengefasst.
  3. Bedingungen und Zustände bezogen auf die sexuelle Gesundheit werden aus Kap. V (Psychische und Verhaltensstörungen) und Kap. XIV (Krankheiten des Urogentialsystems) herausgenommen, ergänzt und in einem neuen Kap. 17 Conditions related to sexual health zusammengefasst.
  4. Kap. 26: Supplementary Chapter Traditional Medicine Conditions - Module I
  5. V Supplementary section for functioning assessment
  6. X Extension Codes

Gruppen, Restklassen und "grey children"

Die nächste Hierarchieebene - erreichbar durch Anklicken der Dreiecksymbole vor den Kapitelbezeichnungen - zeigt schon Abweichungen: Während in der ICD-10 die Klassentitel der Gruppen jeweils mit ihrem Kodebereich angezeigt werden, werden in der ICD-11 die Gruppen ohne Kodebereich angezeigt, hier beispielhaft Kap. 10:

Screenshot: ICD-11 grey children beispielhaft an Kapitel 10

Zu jedem Kapitel gehören jeweils auch zwei rot dargestellte Restklassen, Y für "sonstige näher bezeichnete" und Z für "sonstige, nicht näher bezeichnete" Krankheiten dieses Kapitels. Hier zeigt sich eine strukturelle Änderung gegenüber der ICD-10: In der Foundation der ICD-11 sind keine Restklassen berücksichtigt. Da für eine Klassifikation Restklassen unabdingbar sind, werden sie im Rahmen der Linearizations für jede Gruppe von Entitäten automatisch generiert und in der Hierarchie rot dargestellt.

Es fällt ferner auf, dass Einträge ausgegraut sein können, im obigen Beispiel aus Kap. 10 die Einträge "Structural developmental anomalies of the ear" und "Symptoms, signs or clinical findings of ear or mastoid process". Diese ausgegrauten Strukturen (sog. "grey children") können ein- oder ausgeblendet werden über ein Icon im linken Browserfenster. Klickt man unter Kap. 10 diese ausgegrauten Zeilen über das Dreiecksymbol an, werden – ebenfalls ausgegraut – vier- oder fünfstellige Kodes angezeigt: LA20, LA21, LA21.0 usw. und/oder wieder ausgegraut-rot dargestellte Restklassen (LA21.Y, LA2Y). Sie stellen im Beispiel Verbindung her zu den beiden originären Kapiteln 20 Developmental anomalies und 21 Symptoms, signs or clinical findings, not elsewhere classified. Werden Entitäten als grey children eingeblendet, können sie an ihrer originären Position in der Hierarchie nicht gleichzeitig angezeigt werden, das Dreieckssymbol zeigt dann nach unten, es werden aber keine Unterelemente angezeigt.

Screenshot: ICD-11 grey children originär beispielhaft an Kapitel 20

Kodestruktur und Postkombination mittels Mehrfachkodierung ("Cluster coding")

Anders als in der ICD-10 der WHO, in der das Prinzip "eine Krankheit – ein Kode" galt, das nur in einigen wenigen Fällen durch die Doppelkodierung des Kreuz-Stern-Systems durchbrochen wurde, gilt in der ICD-11 MMS das Prinzip: "So wenig Präkombination wie möglich, soviel wie unbedingt nötig".

Zusätzliche Spezifität wird nicht durch zusätzliche, spezifische Kodes erreicht, sondern durch sog. "Cluster coding", also durch Mehrfachkodierung mit primären Kodes und/oder sekundären Zusatzkodes. Die primären Kodes der ICD-11 werden als "stem codes" bezeichnet.

Kodestruktur

ICD-11-Kodes sind mindestens vier- und bis zu sechsstellig und alphanumerisch, vor einer 5. Stelle steht ein Punkt. Kodes von Kategorien sind vierstellig, es gibt zwei Stufen von Subkategorien mit fünf- bzw. sechsstelligem Kode.

Screenshot: ICD-11 Kodestruktur

Die 2. Stelle enthält nur Buchstaben, alle anderen Stellen können Ziffern oder Buchstaben enthalten, also 0-9, A, B, C usw. Die Buchstaben I und O sind grundsätzlich ausgespart wg. der Verwechselungsgefahr mit 1 und 0. Die Buchstaben Y und Z stehen für "sonstige näher bezeichnete" (other specified) und "nicht näher bezeichnete" (unspecified) Krankheiten.

Die erste Stelle bezeichnet das Kapitel. Für die Kapitel mit einstelliger Nummer ist das die Kapitelnummer (1-9), Kapitel mit zweistelliger Nummer werden mit den Buchstaben A-R (Kap. 10-25) und T (Kap. 27) bezeichnet. Die Zusatzkodes aus Kap. X beginnen mit X. Die Buchstaben Y und Z kennzeichnen Restklassen und dürfen daher nur an letzter Kodeposition stehen. Restklassen werden im ICD-11-Browser rot dargestellt.

Jedes Kapitel beginnt auf der 2. bis 4. Stelle mit der Zeichenfolge A00, es wird dann hochgezählt: A01, A02, A03 usw. bis A99. Für Differenzierungen gibt es bis zu zwei weitere Stellen nach der 4. Stelle, abgetrennt durch einen Punkt:

3B20.11 oder BA31.3

Der Kode für "Influenza, virus not identified" z.B. lautet für die ICD-10 J11, für die ICD-11 1E32.

Kap. X Extension Codes und Cluster coding

Das 28. Kapitel heißt Kapitel X, es enthält die sog. "Extension Codes". Diese X-Kodes enthalten spezifische Zusatzinformationen der verschiedensten Arten für Entitäten und ersetzen z.B. die Subklassifikationslisten der ICD-10 zur Kombination auf der 4. oder 5. Stelle. X-Kodes sind Zusatzkodes, die im Sinne einer Doppel- oder Mehrfachkodierung nur zusätzlich zum eigentlichen Kode, dem allein kodierbaren primären stem code, der die Basisinformation für die jeweilige Entität enthält, verwendet werden.

Außer durch X-Kodes kann ein stem code auch durch weitere stem codes ergänzt werden, um eine Entität vollständig zu beschreiben. Das Kreuz-Stern-System der ICD-10 zur Darstellung von Ursache und Manifestation einer Erkrankung wird in der ICD-11 ersetzt durch ein vordefiniertes Cluster coding mit optionalen und/oder obligatorischen Zusatzinformationen.

Dieses Cluster coding verbindet also alle zur Beschreibung einer Entität erforderlichen Einzelkodes zu einer "Kodekette" (code string), in der die Kodes durch Sonderzeichen, zurzeit durch das Ampersand (&), getrennt sind:

2C6Z&XK8G&XA2JK3

Hier bedeuten die beiden X-Kodes die Lokalisationen "left" und "areola", der Primärkode 2C6Z steht für "Malignant neoplasms of breast, unspecified".

Eine weitere Möglichkeit, Kodeketten zur vollständigen Beschreibung einer Entität zu bilden, ergeben sich durch Kodierhinweise, den "Code also instructions", die auf obligatorische Zusatzinformationen hinweisen, und den "Use additional code, if desired instructions", bei denen es um optionale Informationen geht.