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Anwendung der ICF in Deutschland

Vorgänger der ICF haben die Sozialgesetzgebung in Deutschland maßgeblich beeinflusst. Die Anwendung der ICF ist über die Rehabilitations-Richtlinie gesetzlich verankert. Viele Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Anwendung und Weiterentwicklung der ICF im deutschsprachigen Raum.

SGB IX wesentlich von ICIDH beeinflusst

Die Gestaltung des Sozialgesetzbuches (SGB), Neuntes Buch (IX), "Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen", von 2001 wurde wesentlich beeinflusst durch die Vorläuferfassung der ICF, der ICIDH (International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps).

Bis dahin war das Recht auf Rehabilitation und Teilhabe auf mehrere Gesetze verteilt. Mit der Bündelung und Neufassung im SGB IX trat der bis dahin vorherrschende Fürsorgegedanke in den Hintergrund. Stattdessen wurde anerkannt, dass Menschen mit Behinderung Expertinnen und Experten in eigener Sache sind, und Teilhabe und Selbstbestimmung festgeschrieben.

Den Gesetzestext zum SGB IX finden Sie zum Beispiel bei dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.

Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen

ICF verankert über die Rehabilitations-Richtlinie und das Bundesteilhabegesetz (BTHG)

Maßgeblich für die Frage, ob bei einem Menschen eine Rehabilitation indiziert ist, sind die individuellen Auswirkungen seiner Krankheit im Alltag und die Faktoren, die darauf Einfluss nehmen. Für die Beschreibung dieses Bedingungsgefüges steht mit der ICF ein umfassendes Klassifikationssystem zur Verfügung.

Nach § 92 SGB V beschließt der Gemeinsame Bundesausschuss die zur Sicherung der ärztlichen Versorgung erforderlichen Richtlinien über die Gewährung für eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung behinderter oder von Behinderung bedrohter Menschen.

Die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation (Rehabilitations-Richtlinie) vom 16. März 2004 soll eine individuell angemessene Versorgung der Versicherten mit Leistungen zur medizinischen Rehabilitation gewährleisten. Konzeptionelles und begriffliches Bezugssystem der Richtlinie ist dabei nach § 4 die ICF der WHO. Beratung über und Verordnung von Leistungen zur medizinischen Rehabilitation dürfen nach § 11 nur durch Vertragsärzte erfolgen, die nachweislich in der Anwendung der ICF geschult und daher zur Durchführung der Beratung und Verordnung berechtigt sind.

Auch das Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz) vom 23. Dezember 2016 verweist auf die ICF: So legt § 118 fest, dass der individuelle Bedarf an Leistungen zur selbstbestimmten Lebensführung durch ein Instrument zu ermitteln ist, das sich an der ICF orientiert.

Richtlinie über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation des G-BA

ICF-Praxisleitfäden: Arbeitsmaterialien der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)

Bundesteilhabegesetz (PDF, 750 kB)

Forschungsprojekte zur Anwendung und Weiterentwicklung der ICF

Die ICF ist sehr komplex und umfangreich, ihre Anwendung entsprechend schwierig. Das BfArM als WHO-Kooperationszentrum für das System Internationaler Klassifikationen arbeitet daher mit der ICF Research Branch zusammen. Die ICF Research Branch forscht interdisziplinär für ein besseres Verständnis von Behinderung und nutzt dabei die ICF als wichtigstes Hilfsmittel.

Eine Vielzahl von Projekten der ICF Research Branch und anderer Einrichtungen beschäftigt sich mit der Anwendung und Weiterentwicklung der ICF und auch der ICF-CY. Ein Schwerpunkt ist dabei die Entwicklung und Erprobung von ICF-Core-Sets.

ICF-Core-Sets

In der klinischen Praxis werden oft nur wenige, auf das jeweilige konkrete Problem bezogene Kodes benötigt. Verschiedene Projekte beschäftigen sich daher mit der Entwicklung und Erprobung sog. ICF-Core-Sets. ICF-Core-Sets sind aus der ICF extrahierte Kodelisten für unterschiedliche, umschriebene und abgegrenzte Gesundheitszustände oder Versorgungszusammenhänge.

Die WHO bietet auf ihrer Website ein Tool zur Erzeugung eines ICF-basierten Dokumentationsbogens auch in deutscher Sprache an. Mit diesem Tool können alle für einen Fall relevanten ICF-Core-Sets und auch einzelne ICF-Kategorien aus der gesamten ICF zu einem personalisierten Onlineformular zusammengestellt werden, das für die Dokumentation dieses Falles genutzt werden kann.

Tool zur Erzeugung eines ICF-basierten Dokumentationsbogens