BfArM - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Navigation und Service

Verzögerte Überempfindlichkeitsreaktionen nach Applikation von dimeren nichtionischen Röntgenkontrastmitteln - Iotrolan, Iodixanol

Wirkstoff: Iotrolan, Iodixanol

Die neueren nichtionischen niederosmolaren monomeren Röntgenkontrastmittel (RKM) wurden aufgrund ihrer geringeren Chemo- und Osmotoxizität, ihrer geringeren Nebenwirkungsrate sowie der insgesamt selteneren Auslösung anaphylaktischer Reaktionen gegenüber den herkömmlichen RKM insbesondere bei intravasaler Anwendung bisher als überlegen angesehen Rote-Hand-Brief. Zu dieser RKM-Generation gehören die dimeren nichtionischen RKM Iotrolan (Isovist) und Iodixanol (Visipaque): Isovist 240/300 ist seit 1988 zur intrathekalen Anwendung im Handel und wurde bei der Myelographie als besonders gut verträglich eingeschätzt Rote-Hand-Brief. Anfang 1995 wurden zur intraarteriellen und intravenösen Anwendung Isovist 280, welches in fünf- bis zehnfach höherer Dosierung als Isovist 240/300 eingesetzt wird, und Iodixanol auf dem deutschen Markt eingeführt. Aufgrund ihrer blutisotonen Eigenschaften versprach man sich gegenüber herkömmlichen RKM eine bessere Verträglichkeit.

Mittlerweile sind jedoch nach intravasaler Gabe von dimeren nichtionischen Röntgenkontrastmitteln im Rahmen der Spontanberichterfassung vermehrt Überempfindlichkeitsreaktionen gemeldet worden (nahezu jede zweite Spontanmeldung), die teilweise erst Stunden nach der Applikation auftraten.

In geringerem Umfang waren auch schon bei Anwendung ionischer und monomerer nichtionischer Röntgenkontrastmittel verzögerte Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet werden Rote-Hand-Brief. Bei dimeren nichtionischen RKM sind aus der Literatur nur einzelne derartige Fälle bekannt Rote-Hand-Brief. Ergebnisse aus vergleichenden Studien zur Häufigkeit der genannten Reaktionen bei den einzelnen ionischen und monomeren sowie dimeren nichtionischen RKM liegen nicht vor.

Die beobachteten Reaktionen waren vorwiegend Hautrötungen, Juckreiz, ödematöse Schwellungen im Gesicht oder Urtikaria, seltener Schwellungen im Bereich der Atemwege und Bronchospasmen, vereinzelt ein Quincke- oder Glottisödem oder Blutdruckabfall bis hin zum allergischen Schock. Diese verzögerten Überempfindlichkeitsreaktionen haben im allgemeinen nicht die Schwere einer klassischen anaphylaktischen Reaktion vom Sofort-Typ, beinhalten aber gleichwohl ein erhöhtes Gefährdungspotential für den Patienten, der in eine lebensbedrohliche Situation geraten kann, da er sich beim Auftreten der Spätreaktion u. U. nicht mehr unter ärztlicher Überwachung befindet.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte benötigt zur Prüfung und Beurteilung des Risikos verzögert auftretender Nebenwirkungen nach intravasaler Gabe von dimeren nichtionischen RKM--Röntgenkontrastmittel (ggf. auch anderer RKM--Röntgenkontrastmittel) zusätzliche Informationen aus der klinischen Praxis. Wir bitten daher Ärzte, die diese Diagnostika einsetzen, dem Bundesinstitut beobachtete verzögerte Kontrastmittelreaktionen mitzuteilen und diese so umfassend wie möglich zu dokumentieren.
Berichtsbögen können beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Kurt- Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn (Tel. 0228-20730, Fax 0228-207 5207), angefordert oder unter

abgerufen werden.

Warenzeichen: Isovist 240/300, Isovist 280

Iodixanol: Visipaque 150/270/320

Literatur:

  1. Waller, P. C., and Wood, S. M.: Pharmaceutical Medicine 7 (1993) 47 - 55.
  2. Ringel, K.: Eur. Radiol. 5 (1995) 14 - 17.
  3. McCullogh, M., et al.: The Brit. Journal of Radiology 62 (1989) 260 - 265.
  4. Yamaguchi, K., et al..: Nippon Acta Radiol. 52 (1992) 1565 - 1570.
  5. Yoshikawa, H.: Radiology 183 (1992) 737 - 740.
  6. Kanzaki, T., and Sakagami, H.: The Journal of Dermatology 18 (1991) 528 - 531.
  7. Conroy, R. M., et al.: Clinical Radiology 49 (1993) 337 - 340.