BfArM - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

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Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura nach Gabe von Ticlopidin

Wirkstoff: Ticlopidin

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegen Veröffentlichungen Rote-Hand-Brief] sowie eine Bekanntmachung der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) aus dem Internet Rote-Hand-Brief vor, in denen über neue Erkenntnisse zur Häufigkeit und zum Eintretenszeitpunkt einer thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (TTP; Moschkowitz Syndrom) im Zusammenhang mit der Anwendung von Ticlopidin berichtet werden. Die TTP gilt als eine potentiell lebensbedrohliche Arzneimittelnebenwirkung. Der Thrombozytenfunktionshemmer Ticlopidin ist in Deutschland für Patienten, bei denen eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure nicht vertretbar ist, zur Prophylaxe eines thrombotischen Hirninfarktes, nach transitorisch ischämischen Attacken, reversiblem ischämischem neurologischen Defizit bzw. zur Sekundärprophylaxe bei Patienten, die einen thrombotischen Hirninfarkt durchgemacht haben, zugelassen. Ticlopidin wird außerdem - obwohl für dieses Anwendungsgebiet in Deutschland keine formale Zulassung besteht - zur Verhinderung von Okklusionen nach Stent-Implantationen eingesetzt Rote-Hand-Brief.

In der Veröffentlichung von Bennett et al. Rote-Hand-Brief wird über 60 Berichte aus verschiedenen Quellen über das Auftreten einer TTP berichtet. Symptome der TTP waren Thrombozytopenie, Anämie, neurologische Symptome und Nierenfunktionsstörungen. Für die Bewertung des Kausalzusammenhanges erschwerend erscheint die Tatsache zu sein, daß die Symptome einer TTP den Symptomen eines Schlaganfalls ähneln können. Der Autor bemerkt, daß bei zwei Drittel der untersuchten Patienten, bei denen das Blutbild bestimmt worden war, die Thrombozytenzahl 14 Tage vor Beginn der TTP noch im Referenzbereich lag und daß eine 14tägige Blutbildbestimmung möglicherweise nicht ausreicht, um eine TTP rechtzeitig zu erkennen. Bei vielen Patienten, die verstorben sind, wurden die TTP erst im nachhinein diagnostiziert. Hervorzuheben ist die relativ hohe Mortalität der Patienten mit TTP. Sie wird mit 24% bei Patienten, die eine Plasmapherese erhielten, angegeben. Bei Patienten, die keine Plasmapherese erhielten, betrug die Mortalität sogar 50%. Dieses Ergebnis demonstriert den lebensrettenden Wert einer Plasmapherese bei Patienten mit einer akuten TTP.

Das Risiko einer TTP ist insgesamt sehr selten. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegen aus den letzten Jahren fünf Berichte über Verdachtsfälle einer thrombozytopenischen Purpura im Zusammenhang mit Ticlopidin vor, darunter ein Todesfall; in den USA sind der FDA ca. 100 Verdachtsfälle bekannt. In der Verlautbarung der FDA Rote-Hand-Brief wird die Häufigkeit der TTP mit einem Patienten auf 2000 bis 4000 behandelte Patienten angegeben. Diese Angabe basiert auf der Erfassung von Ereignissen (events) und auf Schätzungen über die Zahl der Exponierten sowie einer nicht genau bekannten Berichtsrate. Die meisten TTP-Fälle wurden in den USA drei bis vier Wochen nach Therapiebeginn erkannt; eine Häufung der auch nach Ticlopidin bekannten gelegentlich auftretenden Neutropenien wurde nach vier bis sechs Wochen der Therapie mit Ticlopidin beobachtet. Außerdem werden von der FDA zusätzliche Informationen zur Diagnose und Behandlung einer TTP gegeben.

Das BfArM macht hiermit auf das Risiko für das Auftreten einer thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura bei der Anwendung von Ticlopidin aufmerksam. Wir benötigen zur Bewertung dieses seltenen Risikos zusätzliche Informationen aus der Praxis und bitten daher insbesondere Ärzte, die Patienten mit Ticlopidin in den oben genannten Indikationen behandeln, aufgetretene TTP sowie deren Komplikationen so umfassend wie möglich zu dokumentieren und uns diese mitzuteilen.Berichtsbögen können beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Kurt- Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn (Tel. 0228-20730, Fax 0228-207 5207), angefordert oder unter

abgerufen werden.

Warenzeichen: Ticlyd®, Platigren®

Literatur:

  1. Bennett, C. L., et al.: Annals of Internal Medicine 1998; 128:541-544
  2. Bennett, C. L., et al.: Lancet 1998; 352:1036-1037
  3. Rupprecht, H.J.: Arzneim.-Forsch./Drug Research 1997; 47 (II): 1282-1288