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Desmopressin Nasenspray und das Risiko von Hyponatriämie und Wasserintoxikation; Streichung der Indikation primäre Enuresis nocturna (PNE)

Wirkstoff: Desmopressin

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) hat die Anwendung von Desmopressin Nasenspray in der Indikation primäre Enuresis nocturna (PNE) als nicht mehr vertretbar eingestuft und die Streichung dieser Indikation beschlossen. Der Grund für diese Entscheidung liegt darin, dass schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Hyponatriämie, Wasserintoxikation und Krampfanfälle unter der nasalen Applikation im Vergleich zu anderen Darreichungsformen häufiger aufgetreten sind. Dieses wurde in einer Pharmakovigilanzuntersuchung in Frankreich sowie anhand von Spontanberichten ermittelt. Desmopressin ist ein synthetisches Analogon des natürlichen Hormons Vasopressin. Es steigert die Wasserresorption in den Sammelrohren der Niere und senkt damit die Urinproduktion, ohne dabei die Natrium- und Kaliumausscheidung im Urin zu verändern. Dieser Wirkungsmechanismus, der dem Einsatz von Desmopressin in der Behandlung der Schlaf-Enuresis zugrunde liegt, kann indirekt durch vermehrte Wasserretention zur Wasserintoxikation und Hyponatriämie führen. Das Risiko besteht insbesondere bei der intranasalen Anwendung von Desmopressin und hier vor allem bei jüngeren Kindern. Nach aktuellen Angaben wird die Gefahr, eine schwere Hyponatriämie zu entwickeln, auf 18 pro 100 000 Anwendungsjahre geschätzt, versus 6 pro 100 000 Anwendungsjahre unter Desmopressin Tabletten. Die mögliche Ursache für die Erhöhung des Risikos scheint in größeren interindividuellen Unterschieden in der Verfügbarkeit des Wirkstoffs nach intranasaler Anwendung zu liegen.

Zur Einschränkung des Risikos wurden folgende Maßnahmen beschlossen:

  1. Streichung der Indikation primäre Enuresis nocturna (PNE) für alle Desmopressin-haltigen Nasensprayzubereitungen.
  2. Aufnahme eines Warnhinweises über die Möglichkeit des Auftretens einer schweren Hyponatriämie bei der Anwendung des Nasensprays bei der Behandlung des zentralen Diabetes insipidus.
  3. Kommunikation des o.g. Risikos mittels eines Rote-Hand-Briefes an Pädiater, Urologen und Allgemeinmediziner.