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Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten: BfArM und die Europäische Arzneimittelagentur bewerten Studienergebnisse zum Risiko von Krebserkrankungen

Wirkstoff: Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten

Im Juni 2010 wurden in der Zeitschrift „Lancet Oncology“ die Ergebnisse einer Metaanalyse publiziert (Sipahi et al., 2010), in der ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten neuer Krebserkrankungen unter Therapie mit Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten beobachtet wurde.

Die Autoren suchten nach randomisierten kontrollierten klinischen Studien, die mindestens 100 Patienten einschlossen und eine Beobachtungszeit von mindestens 12 Monaten umfassten. Von 60 als relevant identifizierten Publikationen gingen 9 Studien in die Analyse ein, für die die Autoren Angaben zur Häufigkeit von Krebserkrankungen fanden. Diese Studien schlossen insgesamt 94.570 Patienten ein und umfassten eine Therapiedauer von 1,7-4,8 Jahren. Dabei fand sich für das Auftreten neuer Krebsfälle ein leicht erhöhtes Risiko unter Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten im Vergleich zu Placebo oder einer Vergleichstherapie (7,2% versus 6,0%; Risikoverhältnis (RR) 1,08; 95%-Konfidenzintervall: 1,01-1,15; p=0,016). Das Risiko für das Auftreten von Todesfällen durch Krebserkrankungen war in den ausgewerteten Studien nicht signifikant erhöht (1,8% versus 1,6%; RR=1,07; 95%-Konfidenzintervall: 0,97-1,18). Die Ergebnisse dieser Metaanalyse haben auf Grund verschiedener methodischer Schwächen nur eine begrenzte Aussagekraft und der Risikoverdacht bedarf weiterer Abklärung.

In Deutschland sind derzeit Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan und Valsartan als Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten zugelassen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte weist darauf hin, dass das Nutzen-Schaden-Verhältnis der Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten derzeit insgesamt als positiv bewertet wird. Patienten, die Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten einnehmen, sollten die Einnahme nicht ohne vorherige Beratung mit ihrem behandelnden Arzt beenden. Sie sollten auch ärztlichen Rat zu allen Fragen über die Fortführung oder Änderung der Behandlung mit Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten einholen.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewerten derzeit die aktuellen Studienergebnisse. Das BfArM wird über den Fortgang der Beratungen weiter informieren.

Literatur:
Sipahi I, Debanne SM, Rowland DY, Simon DI, Fang JC. Angiotensin-receptor blockade and risk of cancer: meta-analysis of randomised controlled trials. Lancet Oncology. 2010 Jul;11(7):627-36. Epub 2010 Jun 11.